Da die Werkbank, wie auch die Hobelbank noch nicht fertig sind, werden die Arbeiten auf einer provisorischen Werkfläche durchgeführt und mit ein wenig Kreativität lassen sich alle Handarbeiten auch so bewerkstelligen. Jeder der eine traditionelle Holzbearbeitung abseits großer Maschinen bevorzugt, kann in unserer Werkstatt seiner Leidenschaft folgen.
Ein auf den ersten Blick einfaches Projekt soll zeigen, wie aus einem Stück Eichen-Schnittholz, (fast) nur mit Handwerkszeug, ein Bilderrahmen entsteht.
Das dafür benötigte Werkzeug:
Unterschiedliche Handhobel, Grundhobel, Simshobel, Doppelfalzhobel, Stemmeisen, Ziehklinge, Kataba, Ryoba (groß und klein), Hammer/Schlegel, Messwerkzeug und Bleistift. Zum auftrennen des vorbereiteten Holzstaffels nutze ich doch die Bandsäge. Selbst einer der weltbesten Tischler auf dem Gebiet der Handwerkskunst, Peter Sellers, nutzt dazu eine Bandsäge und er beherrscht alles um die Holzbearbeitung um so vieles besser als ich.
Ich bin kein gelernter Tischler, dennoch habe auch ich ein gewisses Faible für die traditionelle Holzbearbeitung.
Die Arbeitsschritte sind schnell aufgezählt:
- Holz plan hobeln,
- einen passenden Rand gut 70 mm vom Schnittholz absägen
- das Holz ablängen und abrichten
- den Holzstaffel in drei Bretter auftrennen und parallel auf gleiche Dicke hobeln
- Gehrungen einsägen und ausarbeiten
- einen Falz für das Bild hobeln
- verleimen
- Überstände absägen, beihobeln und schleifen
- eine Oberflächenbehandlung mit Hartöl
- Bild einsetzen
Die Umsetzung hat dann doch ein paar Minuten gedauert.

Das 61 mm dicke Schnittholz habe ich für die ersten Hobelarbeiten auf Holzböcke aufgelegt. Nachdem ich damit soweit zufrieden war, wollte ich den Rand so breit absägen der mir für den Bilderrahmen genügt, ohne dafür das ganze Brett ablängen zu müssen. Leider fand ich aufgrund der Baumkante keinen geeigneten Winkel und es wäre ein zu großer Verschnitt gewesen.
So muss ich die ganze Hobelarbeit mit einem neuem Brett wiederholen und da gelang es das benötigte Stück ohne großen Verschnitt herauszusägen.

Das Randstück wurde dann mit etwas Zugabe auf die Länge gekürzt, um den Bilderrahmen daraus zu machen.
Ein Detail habe ich noch vergessen zu erwähnen, der Bilderrahmen soll die Baumkante behalten, mit all den Fehlern die sich daraus ergeben, sei es handwerklich oder bezüglich des Splintholz.
Das Bild das damit gerahmt werden soll hat die Maße 800 mm x 400 mm und die Acrylplatte auf der das Bild gedruckt ist hat eine Stärke von 5 mm. Den Staffel den ich grob vorbereitet habe, hat eine Länge 1500 mm und der Rand den ich abgeschnitten habe ist 70 mm breit.

Daraus sollte ich einen Rahmen bekommen, der etwa 900 mm x 500 mm misst und 15 mm stark ist. Etwas länger habe ich noch damit verbracht die sägeraue Kante zu glätten, dafür habe ich mit 60er Korn geschliffen und das Holz mit einer Ziehklinge bearbeitet.
Bevor ich jedoch das Holz in drei gleich große Streifen auftrennen konnte musste ich es natürlich mit einem Handhobel abrichten. Das gelingt erstaunlich effektiv ohne zu viel Materialverlust, es entstehen drei gerade Flächen die jeweils exakt in 90 Grad zueinander stehen. Da ich (noch) keine Werkbank und damit weder Vorderzange noch Hinterzange zur Verfügung habe, habe ich ein Stück Holz als Anschlag auf ein Brett gezwingt. Das reicht um das Holz gut mit dem Hobel bearbeiten zu können. Als Arbeitsfläche dient mir dabei jenes Brett, dass ich zunächst plan. abgehobelt hatte.

Da das Holz eine Baumkante hat, kann man es darauf nicht plan auflegen um vernünftig zu hobeln. Da hilft ein kleiner Trick. Man spannt es in eine Vorderzange ein, oh wait. Spaß beiseite, wenn man, wie ich, das Werkstück nicht einspannen kann, nimmt man ein Brett das tatsächlich vier 90 Grad Winkel hat und zwingt das seitlich an beiden Enden an das Werkstück. Zur Kontrolle über die Länge habe ich eine Führungsschiene benutzt, um wirklich überall plan zu hobeln. es kann aber jedes andere Hilfsmittel benutzt werden, es muss nicht unbedingt eine Festool Führungsschiene sein, ein Lineal, das lang genug ist, reicht völlig.
Um ehrlich zu sein, diese ersten Vorarbeiten, das Holz ist noch nicht aufgetrennt, nehmen so viel Zeit in Anspruch, dass ich mit Maschinen den Rahmen wohl schon fertig hätte. Warum ich dennoch nicht einfach abbreche um Zeit zu sparen? Das macht einfach wirklich super viel Spaß, es ist anstrengend und schweißtreibend, dutzendfach muss man Werkzeuge einstellen und justieren aber die Arbeit gibt ein gutes Gefühl. Zugegeben, eine Hobelbank hätte die Arbeit um einiges erleichtert aber dafür liegen die zugeschnitten, fertig vorbereiteten Einzelteile immer noch herum. Es fehlen noch Hilfsmittel für den Bau aber das ist ein anderes Projekt.

Aus der Bandsäge bekomme ich aus dem nun 56 mm starken Pfosten drei 18 mm starke Holzstücke. Daraus kann ich recht rasch drei 15 mm starke Bretter hobeln, die exakt gleich dick sind und parallel. Alleine diese Arbeit kostet mich mit ständigem messen und der zahlreichen Kontrollen mit der Führungsschiene zwei Stunden und ich habe jede Sekunde genossen. Rasch ist bei diesen Arbeiten eben doch ein relativer Begriff, subjektiv war das in Null Komma Nichts erledigt.

Ich traue mir zu gerade zu sägen, dennoch bin ich nicht überzeugt dass 45 Grad Gehrungsschnitte reichen um den Rahmen gut verleimt zu bekommen. Ich entscheide mich die Verbindungen auf Gehrung zu schneiden und die Ecken zusätzlich zu überplatten. Das schafft eine größere Leimfläche und ich kann nicht ausschließen, dass meine Freihand-Gehrungsschnitte nicht doch etwas zu kreativ ausfallen. Noch ein Grund für die Überplattung ist, dass beim Rahmen mit einer Baumkante es keine leichte Aufgabe sein würde die beiden 45 Grad Kanten beim Verleimen irgendwie in Zwingen zu bekommen.
Eine weitere Möglichkeit der Verbindung wären Schlitz und Zapfen gewesen, unter Umständen ebenfalls mit einer 45 Grad Gehrung. Der Aufwand war mir für dieses Projekt aber einfach zu groß. Die Überplattung war kaum weniger Arbeit, und in Verbindung zum später angebrachten Falz die bessere Wahl.
Auch wenn es nicht entscheidend ist, werden die kurzen Seitenteile den ausgearbeiteten Träger (analog eines Zapfen) bekommen, frei nach meiner Interpretation die aufrechten Bretter durchgehend zu machen. Ich finde es auch optisch ansprechender die Überplattung an den langen Kanten zu sehen und nicht an den kurzen Kanten, das wäre meiner Meinung nach zu unruhig.

Handwerklich gibt es einige Möglichkeiten die Überplattung herzustellen. Man kann es einfach aussägen oder ausstemmen oder so wie ich es gemacht habe, eine Kombination aus sägen, Stemmeisen und mit einem Grundhobel arbeiten. Zunächst ritze ich mit einem Messer den Winkel (bei den langen Seiten sind es 90 Grad an den kurzen 45 Grad) ein und stemme eine kleine Vertiefung. An dieser Vertiefung entlang säge ich soweit ein, wie ich es brauche. Dann nehme ich mit dem Stemmeisen so tief ab bis der Grundhobel für die Feinarbeit zum Einsatz kommt. Dazu spanne ich das Werkstück auf einem Brett fest und ein zweites, mit gleicher Dicke, genau daneben. So kann ich mit dem Grundhobel jeweils den restlichen Teil abnehmen, den es für die Verbindung braucht – um etwa 7 mm.
Bei einer Abnahme hat sich das Hobelmesser verstellt, vermutlich weil ich die Höhenbegrenzung nicht fest genug angezogen habe und dadurch einmal ganz schön zu tief geworden bin. Solche Fehler passieren und man hat zwei Möglichkeiten, das Holzstück neu machen (Material hätte ich noch gehabt) oder ausbessern. Ich habe mich fürs Ausbessern entschieden und mehr Lagen Furnierholz geleimt, um das fehlende Holz zu ersetzen. Es ist nun einmal handgemacht und es ist keine Fabrikware, man darf ruhig sehen, dass es eine Persönlichkeit hat.

Nach diesen Arbeiten, die gefühlt etwa 30 Minuten gedauert haben, in Wahrheit waren es über drei Stunden, lege ich die Leisten zusammen, um noch kleine Ungenauigkeiten zu erkennen. Überraschenderweise passen alle Gehrungen und Überplattungen ziemlich gut. Die zu leimenden Flächen mit minimalem Einsatz von Hobel, Stemmeisen und Schleifpapier soweit herangetastet, bis ich wirklich keine Höhenunterschiede mehr feststellen kann. Da die Ecken zueinander passend ausgearbeitet sind bekommen sie überall ein Schreinerdreieck aufgemalt. Um einen Eindruck zu bekommen habe ich die kurzen Seiten vertauscht, um zu sehen welche Auswirkungen das haben würde. Was soll ich sagen, es hat halbwegs gepasst aber es sieht aus als hätte das ein Kleinkind gebastelt, alles irgendwie nicht ganz so gerade und auch nicht im Winkel, immer ist irgendwas verrutscht. Getestet habe ich es nur, weil ich mir den Verlauf der Maserung im Vergleich ansehen wollte aber die ursprüngliche Fassung ist jene die meiner Meinung nach besser ist, handwerklich sowieso und auch optisch. Wäre der Maserverlauf optisch in der vertauschten Form besser gewesen, hätte ich nachgearbeitet und mich verflucht das nicht eher geprüft zu haben.


Für den nächsten Arbeitsschritt brauche ich den Falzhobel (ein Doppelfalzhobel) und einen Simshobel um den innenliegenden Falz zu machen. Dieser Falz wird gut 7 mm tief und an den Ecken der kurzen Seiten wird der Falz nicht durchgängig, sondern nur so breit wie aus der Breite des Bildes hervorgeht. Ich habe zwar einen Absatz-Simshobel, um bis in die Ecken hobeln zu können aber mit dem habe ich noch nicht viel gearbeitet und bis ich den vorbereitet, eingestellt und für den Einsatz getestet habe, bin ich mit ausstemmen zehn mal fertig. Selbstverständlich ist mir doch ein kleiner Fehler passiert, ein Falz ist in einer Ecke längenmäßig etwa 1,5 mm zu optimistisch ausgefallen aber wie gesagt, es ist Handarbeit und an der Rückseite ist das nicht so dramatisch. Der Rahmen bekommt eben Charakter und ich hoffe, dass nicht viel mehr von dem Charakter dazukommen wird.

Es folgt das verleimen. Normalerweise nehme ich für Rahmen die Korpuszwingen oder einen Rahmenspanner aber beides ist aufgrund der Baumkante, wie bereits erwähnt, unmöglich. Es bleibt mir nichts anderes übrig, wenngleich es mit Sicherheit sehr viel bessere Methoden gibt, die ich alle nicht kenne, als mit Einhandzwingen zu verleimen.
Die Gefahr, dass dabei etwas nicht im Winkel bleibt oder sich Kanten doch nicht so aneinander schließen wie gewünscht ist groß. Um dem Gelingen ein wenig auf die Sprünge zu verhelfen, nehme ich mit dem Stemmeisen mit der Genauigkeit eines Nervenchirurgen ganz vorsichtig, wirklich nur wenige Hundertstel Millimeter Holz an den Innenseiten der Verbindungen ab, damit das Holz eher Richtung Innenkante verrutscht als nach aussen. Ich vermute praktisch hatte das keinen Nutzen, weil ich da maximal die Fasern gestreichelt habe aber psychologisch gab es mir ein gutes Gefühl, dass es passen wird.

Mit viel Glück kann ich den Rahmen so verleimen, dass es halbwegs im Winkel bleibt und die Ränder keine übertrieben große Spalten bekommen. Ohne Zwingen die Druck ausüben könnten, um die Gehrung besser zu fügen, gibt es dem Rahmen hier und da etwas Charakter aber im Großen und Ganzen bin ich zufrieden.

Alle diese Arbeiten werden bereits auf einer provisorischen Werkbank erledigt, die bis dahin mit einem anderen Sub-Projekt belegt war.
Nach knapp einer Stunde nehme ich etwas von dem überschüssigen Leim ab und beginne mit einer kleinen Ryoba alle Kantenüberstände abzusägen. Eigentlich wollte ich das mit einer kleinen Kataba erledigen aber ich fürchte die muss geschärft werden. Ich habe es selten erlebt, dass eine neue Kataba, die dafür prädestiniert ist quer zur Faser zu sägen, sich so schwer tut.
Die Flächen werden mit einem Hobel beigehobelt und dabei vermisse ich meinen Dictum-Handhobel, der gut 600 km entfernt bei einem anderen Projekt verwendet wird. Ich brauche da dringend eine größere Auswahl. Abschließend wird mit 80er Körnung Schleifpapier der gesamte Rahmen geschliffen und die Kanten werden mit dem Schleifpapier gebrochen.

An einer Verbindung erkennt man gut die Reparaturarbeiten mit den Furnierplatten. Das Ergebnis könnte schlechter sein aber natürlich auch besser. Ich tröste mich ständig damit, es ist Handarbeit und ich stecke alle Mühe in die Arbeit, wie ich kann.
Um das Bild im Rahmen zu halten habe ich eine Halterung geschnitten und gehobelt, die das Bild oben fest in den Rahmen einklemmt. Dann habe ich das Holz geölt und das Bild in den fertigen Rahmen eingesetzt.
Für den Rahmen habe ich etwa 15 Stunden Arbeitszeit gebraucht, inklusive aller Nebenarbeiten wie Hobel und Stemmeisen schärfen und polieren, einstellen der unterschiedlichen Hobeln, Test der Werkzeuge an Probestücken, Halterungen vorbereiten, Fotos für die Dokumentation machen usw.
Zu guter Letzt natürlich noch das Ergebnis mit einem Bild vom Bild mit fertigem, handgemachten Bilderrahmen. Die Baumkante hat noch Stellen an denen Schnittmarken und Bearbeitungsspuren der Ziehklinge zu sehen sind aber genau das gehört zu diesem Rahmen dazu. Es ist ein Stück Manufaktur und wie ich finde schöner als jeder Plastikrahmen aus einem Geschenkeshop.

Es ist am Ende „nur“ ein Bilderrahmen, trotzdem ist es ein Unikat, etwas mit Charakter und wenn man es nicht gerade aus 5 cm genau unter die Lupe nimmt sieht es gar nicht so verkehrt aus. Das Entscheidende ist dabei, dass es wirklich eine Freude war und der Weg war das Ziel. Mit dem Werkzeug nicht aus der Übung zu kommen und Einiges, glücklicherweise das Meiste an Probestücken, zu verhunzen gehört dazu.
Falls Du auch gerne mit Deinen Händen etwas aus Holz schaffen möchtest, in unserer Werkstatt hast Du den Platz und das Werkzeug dazu (und bald auch eine Hobelbank mit Zangen). So gut wie meinen Rahmen bekommst Du Dein Projekt auch fertig, da bin ich sicher.