Begonnen hat alles damit, dass ich die Werkstattbereiche neu gegliedert habe und einen Maschinenbereich und einen Werk(bank)bereich definiert habe. Das macht insofern Sinn, weil die Schläuche von und zur Absauganlage kreuz und quer durch die ganze Werkstatt lagen und damit endgültig Schluß sein sollte.
Das Ziel war, alle Maschinen mit Anschluß an die Absauganlage so aufzustellen, dass die Schläuche möglichst nicht mehr im Weg liegen und das ständige an- und abhängen der Schläuche der Vergangenheit angehört.
Zeitgleich verschlechterten sich die Ergebnisse der Hobelmaschine so sehr, dass eine Überprüfung nötig war. Ich möchte hier nicht ins Detail gehen, da ich den Kauf der Maschine grundsätzlich nicht als Fehlkauf betrachte, aber das Exemplar, das ich bekam, war einfach fehlerhaft. Letztendlich wurde die Maschine nach einer einvernehmlichen Lösung zurück geschickt und eine andere Abricht- und Dickenhobelmaschine wurde bestellt.
Die neue Maschine hat einen tieferen Arbeitsbereich, verspricht bessere Arbeitsergebnisse und hat, wie sich herausstellt, auch andere Anforderungen. Ab hier beginnt ein Prozess, um das Arbeitsumfeld, das bislang stiefmütterlich behandelt wurde – die Absaugung – etwas professioneller zu gestalten.
Es gab schon zahlreiche Hinweise, dass die eingesetzte Absauganlage mit den Anforderungen des aktuellen Maschinenparks nicht mithalten kann. Immer wieder gab es Verstopfungen, die nach einigen Adaptionen weniger wurden, aber wirklich zufrieden war ich nicht. Am Ende musste ich doch Späne und Sägemehl, trotz einer Anlage, die das eigentlich übernehmen sollte, mit Besen und Staubsauger, neben und unter den Maschinen entfernen. Hochwertige Schläuche haben wohl etwas Verbesserungen gebracht aber zu wenig.
Bis zu dem Zeitpunkt als die „alte“ Hobelmaschine – ich hatte sie kaum ein halbes Jahr – entfernt wurde, waren es vier Maschinen für die Absauganlage und jede hatte einen 100 mm Anschluß und entsprechende Schläuche. Auch die Absauganlage hatte einen 100 mm Anschluß. Die neue Maschine hat einen 120 mm Anschluß und die erste Überlegung war, einfach einen Adapter zu nehmen, um von 120 mm auf 100 mm zu kommen. Einen Adapter hatte ich auch bestellt und erhalten, der Zweifel ob das sinnvoll ist, blieb und nagte.
Ich möchte es ordentlich machen, die Absaugung muss besser werden. Ursprünglich habe ich die Schläuche getauscht, um die Saugleistung zu erhöhen. Da möchte ich ein klein wenig ausholen. Günstige Schläuche mit einem gewickelten Draht auf dem ein Kunststoffschlauch angebracht ist, hat einen Nachteil. Die konstruktionsbedingten, innenliegenden Rippen verwirbeln die Luft und je länger der Schlauch ist, desto mehr Verwirbelungen gibt es und der Luftstrom wird zunehmend gestört, bis am Ende kaum was vom Luftstrom über bleibt. Selbst wenn die Schläuche innen halbwegs glatt sind und es kaum Verwirbelungen gibt, stören Kontraktionen, Bewegungen im Schlauch, Biegungen etc. den konstanten Luftstrom. Auch sehr gute Schläuche sind nicht produktiv, wenn sie zu lang sind. Dazu eine nicht ganz ausreichend dimensionierte Anlage und das Ergebnis bleibt hinter den Erwartungen zurück.
Meine Schlussfolgerung: Schläuche so kurz wie möglich halten. Leichter gesagt als getan, denn das steht diametral gegen die Notwendigkeit, Schläuche so zu verlegen, damit sie nicht im Weg sind. Lösung: Ein Rohrsystem muss her.
Bei Pfuschern (Sorry das ist mein Eindruck zu manchem Bastelkanal auf YouTube) zu dem Thema, werden meist Kunstoffrohrsysteme, wie man sie üblicherweise für Abflussinstallationen verwendet, benutzt. Die Idee, das so umzusetzen hatte ich nie wirklich, denn sie widerspricht der Anforderung der neuen Maschine, dass die Absaugung geerdet sein muss. Im Grunde halte ich diese, auf YouTube vorgestellten Lösungen nicht nur für laienhaft, sondern angesichts möglicher Staubexplosionen, durch mittels Reibung aufgeladene Rohre, für regelrecht gefährlich.
Rohre aus Stahl müssen es sein und ich vereinbare einen Termin mit einem Lieferanten, um mich beraten zu lassen und um eine Lösung zu finden die Verrohung effizient und praktikabel zu machen. In der Zwischenzeit kann ich mich dazu durchringen die bestehende Absauganlage zu ersetzen, etwas größeres zu kaufen. Für zukünftige Aufgaben ist die bestehende Anlage einfach zu klein. Die neue Absauganlage hat laut Datenblatt etwa die 5fache Leistung, das scheint mir ausreichend.
Mein Plan war, ein durchgehendes 100 mm Rohrsystem zu bauen, inklusive der Schläuche, die ich habe und nur bei der Hobelmaschine den Anschlussadapter einzusetzen. Ganz schnell wurde ich vom Fachmann eines besseren belehrt und ich wurde überzeugt, dass es deutlich sinnvoller ist, soweit es geht und nötig ist, die Verrohung mit 125 mm zu gestalten und nur zu den weiteren Geräten auf 100m Rohre zu wechseln. Die Absauganlage hat einen Anschluß von 120 mm auf dem eine Abzweigung mit 2x 100 mm aufgesteckt ist. Mir wurde geraten diesen Aufsatz einfach zu entfernen und mit 125 mm Rohren direkt anzuschließen.
Ich habe das ganze Material bestellt und mich gefreut das so umzusetzen. Zumindest habe ich begonnen, weit gekommen bin ich nicht.
Was folgt ist ein wochenlanger, handwerklicher Albtraum.
In der Werkstatt gibt es eine abgehängte Decke, das wäre nicht weiter tragisch und es gibt neben dem Eingang einen Bogen, der, so wie ich dachte, aus rein optischen Gründen dort ist. Am anderen Ende des Raumes, gegenüber, gab es ebenfalls so einen Bogen, der für mich den Beginn eines Gewölbes simulieren sollte, um die Zwischendecke abzustützen. Ein sinnloses atmosphärisches Element, durch das ich die Rohre auf einer dieser Bögen durchführen könnte. Der Eindruck, ich könnte mit einem Kreisschneider links und rechts ein Loch schneiden, um die Rohre durchzuführen, wurde verstärkt, weil das Material wohl lackiertes Sperrholz war und sich hohl anhörte. Nach weniger als einer Minute, während ich das erste Loch schnitt, wurde mir klar, da stimmt was nicht. Ich hatte wohl einen Teil der Halterung mitgeschnitten aber das wäre nicht schlimm gewesen, aber der folgende Widerstand war höher als erwartet. Hohl war das wohl nicht, zumindest nicht so wie ich dachte.
Um ganz sicher zu gehen, habe ich die Holzkonstruktion entfernt und darunter kam der Beginn eines gemauerten Gewölbes zum Vorschein. Das Gewölbe stützt zum darüber liegenden Stockwerk. Hier statisch relevante Änderungen vorzunehmen war augenblicklich vom Tisch. Die Planung der Verrohung war in dieser Sekunde falsch, ich musste irgendwie um dieses Gewölbe herum. Stundenlang, tagelang bin ich gesessen, um ein Lösung zu finden. Das Einfachste, die schnellste Lösung für mich war, diesen Teil mit einem Stück Schlauch zu umgehen oder, da es der Weg zur letzten Maschine (die Tischfräse) ist, die Verrohung dahin einfach weg zu lassen. Weglassen wollte ich es nicht und die Lösung mit dem Schlauch warf weitere Probleme auf.
Der Platz rechts vom Gewölbe bis zum nächsten Fenster ist gering, deutlich zu gering um dort ein T-Stück an der Wand anzubringen und auch noch einen Schlauch in einer vernünftigen Form um das Gewölbe zu bekommen. Noch eine Hürde bzw. echtes Problem ist, dass links vom Gewölbe der Eingangsbereich ist und es auf über 90 cm keine Möglichkeit einer Befestigung gibt. Selbst wenn ich den Schlauch mit einer Schelle am Gewölbe befestige wird er im Eingang vor der Tür hängen – höher kann ich aufgrund der abgehängten Decke nicht planen. Eine Lösung dafür zu finden, hat mich wochenlang beschäftigt und um es vorweg zu nehmen, die Lösung wie ich es tatsächlich umgesetzt habe, hatte ich erst als ich die Rohre bis dahin bereits verbaut hatte.
Irgendwann wurde mir klar, über diesen Abschnitt mit einem Schlauch um das Gewölbe zu kommen, ist nicht machbar, ich muss die Verrohung so gestalten nicht der Wand entlang zu gehen, sondern die Rohre so zu verlegen, dass sie gerade unter dem Gewölbe durchgeführt werden. Dazu müsste ich einen Ausschnitt in einer Holz-Rigips Verblendung machen, die glücklicherweise keine böse Überraschung bereit hielt.
Es ist natürlich müßig zu erwähnen, dass die Entfernung der Verkleidung kein sauberes verputztes und gestrichenes Gewölbe zum Vorschein brachte, sondern eines wo der nackte Ziegel und brüchiger Verputz zu sehen war. Auch hinter dem Teil darunter, der noch die Wand verkleidete, sah nicht besser aus. Vor jeder weiteren Arbeit musste ich diesen Abschnitt zumindest grob neu verspachteln und malen, damit vorn dort keine Teile auf die Bandsäge fallen können. Diese Arbeiten waren an einem guten Wochenende erledigt und alles war bereit für die Befestigung des Rohrsystems. Fast alles.
Mit einem Kreuzlaser habe ich den Weg anzeigen lassen, den die Bohrungen für die Halteschellen nehmen muss, um die Rohre waagrecht zu montieren und dabei exakt bei der Aussparung durchzukommen. An einem Bereich war ein an der Decke befestigter Rahmen (der nicht mit der Wand verbunden war), den ich noch entfernen musste. Ist der Rahmen entfernt, geht sich das mit den Rohren perfekt unter der Decke aus. Trotz aller Vorsicht, der Rahmen riss die abgehängte Decke, während der Demontage, ab. Mir fehlen bis heute die Worte, um den Dreck und das Chaos zu beschreiben.
Wie durch ein Wunder sind gröbere Beschädigungen ausgeblieben, auch weil ich die Decke halbwegs kontrolliert absenken konnte. Einzig ein Klemmhebel ist gebrochen, der leicht ersetzt werden konnte. Die Trümmer waren richtig schwer, große 21mm Holz- mit dicken aufgeklebten Rigipsplatten. Einen Teil der Decke musste ich dann noch runter schneiden und in Teilen entfernen, eine unendliche Sauerei, die sich jeder vorstellen kann, der schon einmal mit einem Winkelschleifer Rigips geschnitten hat.
Die nächste Katastrophe war der Blick nach oben und das Erste was mir dazu einfiel war, „Ich habe keine Lust mehr, da sch… ich drauf.“
Wenn ich handwerklich eines nicht leiden kann, dann sieht das genau so aus. Leute, wer sowas zu verantworten hat, sollte besser nur noch Briefmarken sortieren und nie wieder irgendwas angreifen was nach Werkzeug aussieht. Selbst eine Pinzette ist für diese Art von „Handwerker“ wie unlösbare Magie.
Offene 230 V Leitungen, mit Paketband isolierte Leitungen, Stromverteiler, deren Anschluss ohne Klemme verdrillt wurde, ohne Isolierung, einzelne Litzenkabeln, nichts beschriftet usw. und das Beste kommt noch, der Nullleiter war gelb-grün.
Der nächste Schritt war mehr als logisch: Sicherung KOMPLETT AUS! und gegen Wiedereinschalten sichern!
Nachdem die gröbsten elektrischen Verbrechen entfernt wurden und der ganze Schutt und Müll beseitigt war, sah es nicht viel besser aus.
So konnte ich das aus vielen Gründen nicht lassen. 1. Es sieht bescheiden aus, 2. die Elektrik kann so nicht bleiben und 3. es gibt kein Licht mehr.
Gut 10 Tage haben die Renovierungsarbeiten, Tapete entfernen, Verputz teilweise ausbessern und mit insgesamt 45 kg Farbe ausmalen in Anspruch genommen. Ganz fleckenfrei ist es nicht geworden aber es ist auch nicht mein Wohnzimmer.
Dieser Bereich ist zumindest soweit wiederhergestellt, um wieder als Werkstattbereich genutzt werden zu können. Und das nur, weil ich Rohre verlegen wollte und 5cm Platz brauchte. Bevor ich die Elektrik neu machen konnte, musste und wollte ich zunächst die Absaugrohre montieren, denn danach orientierten sich die neuen Steckdosen und die Elektroverkabelung. Eine provisorische Verkabelung war verlegt aber die alte noch nicht entfernt, da noch andere Teile der Werkstatt damit versorgt waren. Ich hatte es zumindest soweit gesichert, dass keine Gefahr ausging und die Werkstatt auf der Mindesttemperatur gehalten wurde.
Mit diesen Arbeiten an den Rohren kam ich auch zu meiner Problemstelle, wie schaffe ich den Übergang bis zum letzten Anschluß?
Oben links im Bild sieht man den Ausschnitt und die hinter verlaufenden Rohre für den Anschluß der Bandsäge. Zu Testzwecken, habe ich ein Rohr auf das T-Stück geschoben, um zu sehen, wie ich dort mit einem Schlauch durch den Ausschnitt komme. Das Rohr hatte zufällig genau die Länge, das ausreicht, um nach dem Ausschnitt zu enden und genau da wurde mir klar, dass ich gar keinen Schlauch brauche, sondern zwei 45° Winkel. Damit konnte ich mittels dem Satz von Pythagoras, die Länge der Hypotenuse berechnen und ein Rohr entsprechend abschneiden und das System an der Wand, weiter bis zum letzten Gerät verlegen. Da soll noch einer behaupten, die Schule hätte nichts gebracht.
Selbstverständlich habe ich mich, wie auf dem Bild zu sehen, abschließend auch um die Elektrik gekümmert. Die Kabeln wurden neu verlegt und neue Steckdosen angebracht, wo sie benötigt werden und neue Verteiler waren auch nötig.
Es gibt jetzt eine große Deckenlampe und für jedes Gerät eigene, ausgerichtete Lampen, um jeden Arbeitsplatz individuell und gut auszuleuchten.
Zu guter Letzt wurde die Absauganlage angeschlossen und erfolgreich getestet. Die Mühe hätte ich mir gerne erspart, aber das Resultat entschädigt für den Aufwand.